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Carl Niessen begann 1919 damit, eine Schausammlung für Studierende der Theaterwissenschaft zusammenzustellen. Der Materialauswahl lag ein sehr weit gefasster Theaterbegriff zugrunde, der sich nicht auf die Umsetzung dramatischer Literatur auf der Bühne beschränkte, sondern darüber hinaus auch Theaterformen wie Feste, Prozessionen, Puppen- und Schattenspiel sowie kultische und rituelle Handlungen berücksichtigte. Niessen ging es beim Sammeln immer um eine ethnographisch fundierte Theaterwissenschaft, deren Forschungsgebiet weit über die Grenzen Europas hinausging. Da ihm die Institutsmittel für die Sammlungserweiterung zu gering schienen, legte Niessen parallel zur Institutssammlung eine eigene Privatsammlung an, die er aus eigenen Mitteln finanzierte. In den ersten Jahren war die Theaterwissenschaft als Abteilung an das Deutsche Seminar der Universität Köln angegliedert. Erst 1926 wurde es selbstständig und konnte mitsamt der Institutssammlung ein Jahr später eigene Räumlichkeiten am Ubierring beziehen. Allerdings war die Schausammlung zu diesem Zeitpunkt bereits so weit angewachsen, dass ein Teil der Objekte anderweitig gelagert werden musste. 1932 konnten Institut und Sammlung dann auf Niessens Bestreben hin in ein repräsentatives Eckhaus am Salierring umziehen. Erstmals in der Geschichte von Schausammlung und Institut konnten die Objekte nun alle an einem Ort gelagert und ausgestellt werden – einschließlich der Privatsammlung von Niessen. Im selben Jahr wurde im Salierring 45 das Kölner Theatermuseum eröffnet. Im Erdgeschoss waren Wechselausstellungen der Neuzugänge zu sehen, im ersten Stock befand sich das Institut mit Bibliotheks- und Seminarräumen, in der zweiten und dritten Etage war die Dauerausstellung des Theatermuseums untergebracht. In den Folgejahren avancierte das Kölner Theatermuseum zu einem anerkannten Zentrum für Theaterforschung, organisierte Ausstellungen im In- und Ausland und konnte seine Materialbestände weiter ausbauen. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde ein Großteil der Bestände in Kisten gepackt und eingelagert. 1942 wurde das Gebäude von Brandbomben schwer getroffen, der überwiegende Teil der Sammlungsobjekte konnte jedoch gerettet werden und wurde 1956 nach Schloss Wahn transportiert. 1959, kurz vor seiner Niessens Emeritierung, ging seine Privatsammlung in Landesbesitz über. Während auf diese Weise Instituts- und Privatsammlung auf Dauer vereint wurden, war die Unterbringung des Theatermuseums auf Schloss Wahn ursprünglich nur als Provisorium gedacht gewesen. In den 1970er Jahren nahm das Institut film- und fernsehwissenschaftliche Schwerpunkte in die Forschung und Lehre mit auf und verfolgte Überlegungen zur Trennung von Institut und Museum. In den 80er Jahren wurde der Museumstitel aufgegeben, die Anbindung an das Institut jedoch gefestigt: Die Theaterwissenschaftliche Sammlung blieb unter neuer Bezeichnung Teil des Instituts für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften. In der Folge wurde Wahner Schloss umfänglich renoviert, um eine adäquate Unterbringung der Sammlung für die Zukunft zu gewährleisten. Auch die wissenschaftliche Erschließung und Auswertung größerer Konvolute wurden u.a. mit Hilfe von Spenden der Freunde und Förderer der Theaterwissenschaftlichen Sammlung e.V. durchgeführt.
Vor einigen Jahren wurde das Institut erneut umbenannt in Institut für Medienkultur und Theater. Als Teil des Instituts ist die TWS mit ihrer umfangreichen Bibliothek intensiv in die Lehre eingebunden und bietet Studierenden neben ihren umfangreichen Beständen auch einen einmaligen Ort zum Lernen und Forschen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Peter W. Marx hat sich die TWS zu einem internationalen Dokumentationszentrum für Theatergeschichte und Medienkultur entwickelt. In den letzten Jahren wurde die Sammlung verstärkt in die Lehre eingebunden und für die internationale Forschungscommunity geöffnet. Teil dieser Strategie ist die Einladung von Fellows aus der ganzen Welt, die für längere Forschungsaufenthalte in die TWS kommen, sowie das seit 2013 jährlich durchgeführte Summer Institute Cologne [sic!], zu dem jedes Jahr Doktorand*innen aus aller Welt in Seminaren und Workshops mit den Sammlungsobjekten der TWS arbeiten.