Die »Sammlung Huber«
Über 60 Jahre trug Volker Huber mit Unterstützung seiner Ehefrau Christina Huber eine einzigartige Sammlung zur Bühnenzauberkunst zusammen. So entstand eine international herausragende kulturhistorische Sammlung, die vielfältige Schriften, Objekte und Bilder zu Phänomenen der Zauberkunst und verwandter Unterhaltungsformen umfasst.
Nach seinem Tode im Jahr 2022 entschied Christina Huber, dieses Lebenswerk als Ganzes dauerhaft für die Forschung und die Öffentlichkeit zu erhalten. Die 2024 eingerichtete »Volker und Christina Huber Stiftung« schenkte die Sammlung der Universität zu Köln, wo sie seit Sommer 2024 als Teil der Theaterwissenschaftlichen Sammlung beheimatet ist.
Die »Sammlung Huber« umfasst
- Bücher und Kleinschriften vom frühen 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart
- Grafiken aller Art mit Motiven der Zauberkunst und angrenzenden Gebieten
- Ankündigungszettel (»Theaterzettel«) des 18. bis 20. Jahrhunderts
- historisch und künstlerisch bedeutende Bildplakate mit Werbung für darstellende Künste
- Werke der bildenden Kunst (Gemälde, Plastiken)
- Dokumente wie seltene Manuskripte und Autographen, Photographien und Urkunden
- Automaten und Uhren sowie andere Spielwerke mit Bezug zur Unterhaltung durch mechanisch oder optisch erzeugte Illusionen
- Zaubergeräte und Hilfsmittel aus mehreren Jahrhunderten
Der Sammler Volker Huber
Volker Huber (1941–2022) gründete 1969 die Edition und Galerie Huber, die sich auf Skulpturen und Originalgrafiken der zeitgenössischen figurativen Kunst und der klassischen Moderne spezialisierte. Seine Faszination für die Zauberkunst fand Ausdruck im unermüdlichen Erwerb von Schriften und Objekten zum Thema, aber ebenso in seinen Forschungsarbeiten und Publikationen. 1988 verlieh ihm der Magische Zirkel von Deutschland den Titel »Schriftsteller des Jahres«.
Hubers Sammlungstätigkeit war der Idee natürlicher Magie verpflichtet, esoterische Bezüge lehnte der Sammler ab. Dabei arbeitete er mit einem weiten Begriff, der auch verwandte historische (und aktuelle) Phänomene – etwa zirzensische Tricks – einschloss. Die vielfältigen Artefakte bezeugen die Geschichte der Zauberkunst und ihrer Resonanzräume in Ideen- und Alltagsgeschichte seit der Frühen Neuzeit. Verwahrt werden zahlreiche Objekte in eigens angefertigten Kassetten, die den Sinn für das Schöne und die Sorgfalt mit der Sammlung zeigen, da sie musealen Standards entsprechen
Die Zaubersammlung in der TWS
Die Aufnahme der »Sammlung Huber« bedeutet eine substanzielle Erweiterung für die Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität zu Köln. Sie knüpft zugleich an vorhandene Bestände, Abteilungen und die tradierte Konzeption der TWS an, die von Beginn an mit einem weiten Begriff von Theater arbeitete. So treten in der Graphischen Sammlung der TWS die Werke der bildenden Kunst und vielfältigen graphischen Arbeiten aus der »Sammlung Huber« in Dialog mit bereits anwesenden ̶ etwa mit den Jahrmarktsszenen auf Gemälden im Schloss, Bühnenbildentwürfen des 19. Jahrhunderts und den Bildwelten zur Geschichte der Projektion aus der »Sammlung Werner Nekes«. In Korrespondenz zum Interesse des Regisseurs Nekes an historischen Apparaturen stehen auch die zahlreichen Objekte, Automata, Spieluhren u.v.m., die in der »Sammlung Huber« die Geschichte der Zauberkunst im öffentlichen und im privaten Raum erfahrbar und erforschbar machen. Nachbauten und Rekonstruktionen von Automata ermöglichen außerdem die Analyse der Funktionsweisen. Die Zaubermotive der Objekte und Graphiken oder der Bestand an historischen und zeitgenössischen Porzellanfiguren verweisen zudem auf Echoräume der »großen« kultur- oder technikgeschichtlichen Entwicklungen der Zauberkunst. Der weite Begriff von Zauberei, mit dem Volker Huber sammelte, zeitigt weitere, vielfältige Anknüpfungen an TWS-Bestände; ob »Theaterzettel« oder Bühnenunterhaltung, um nur zwei zu nennen.
Die TWS ist seit ihrer Gründung einem weiten Begriff von Theater und performativen Künsten verpflichtet, was sich auch in der mit über 100.000 Bänden reichen Bibliothek der TWS niederschlägt. Mit der Übernahme der »Sammlung Werner Nekes«, die ebenfalls eine große Bibliothek umfasste, erweitert sich mit der Bibliothek der »Sammlung Huber« dieser Fokus um eine weitere Facette. Insgesamt reichen die Buchbestände der TWS vom 16. Jahrhundert bis in die aktuelle Forschungsdiskussion.
Nach der Überführung der Sammlung in die TWS aufgenommen, beginnt nun sukzessive die genaue Erschließung der umfangreichen »Sammlung Huber«. Grundlage ist die Bestandsliste, die der Sammler selbst sorgsam führte. Sie steht von Beginn an Forschenden als Einstieg zur Verfügung. Sie wird als Einstieg zur Verfügung stehen und im Sinne einer »Road Map« Forschenden mit kunst- und kulturhistorischen wie auch wissenschaftsgeschichtlichen Fragen Einblick in die Sammlung zur Bühnenzauberkunst ermöglichen. Allerdings ist die Liste kein Katalog, aus dem heraus sich unmittelbar ›bestellen‹ ließe. Die aufwendigen Prozesse der Transformation einer privaten Sammlung in eine öffentliche beginnen erst. Für die Nutzung der Bestände der »Sammlung Huber« wenden Sie sich bitte per Mail an info-tws[at]uni-koeln.de.