zum Inhalt springen

Graphisches Slider Element

Japan-Rezeption auf der deutschen Theaterbühne

Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts beginnt eine bedeutende Zeitspanne für die deutsche Auseinandersetzung mit Japan: Das Ende der japanischen Isolationspolitik, infolge der erzwungenen Öffnung Japans zur westlichen Welt durch Commodore Matthew Calbraith Perry, bedeutete eine steigende Präsenz des Landes im europäischen, somit auch deutschen Raum.

Das Interesse äußerte sich durch einen massenhaften Konsum jeglicher Objekte und Inhalte, die aus Japan kamen oder ‚Japan‘ als Inhalt behandelten: Zu benennen sind die Weltausstellungen in europäischen Metropolen, Reiseliteratur und -photographien, die Romane Pierre Lotis oder Lafcadio Hearns Bühnenwerke wie Madame  Butterfly, Die Geisha oder Der Mikado, die Europa-Tournee der Kawakami Gruppe und die späteren Gastauftritte von Tokujirō Tsutsui sowie Sandanji Ichikawa in den 1930er-Jahren. Der Japonismus selbst ist bereits paradigmatisch für die Rezeption, Aneignung und Darstellung Japans; ein Konsum der stets in direkter Abhängigkeit zum Konsumierenden, dessen Bedürfnissen und Vorstellungen stand und somit als Pendant zum Selbstbild der sich als Hegemonialmacht verstehenden westlichen Welt fungieren sollte. In dieser Rahmung ist im großen Ganzen ein verkitscht-romantisiertes Japanbild zu beobachten.

In Ambivalenz steht hierzu die Perzeption Japans in Abhängigkeit mit der ökonomisch-politischen Entwicklung Japans und Deutschlands. Bereits im Ersten Weltkrieg positionierte Japan sich als agierende und ernstzunehmende Instanz und betrat zugleich die Bühne machtpolitischer Kämpfe. Das Schlagwort einer ‚gelben Gefahr‘ kursierte im internationalen Raum; Japan blieb wichtiger Akteur und Mit-/Gegenspieler für den Zweiten Weltkrieg. (Die hieraus resultierende Teil-Ausprägung des deutschen Japanbildes ist in der Bildsprache der Karikaturen in den politisch-satirischen Zeitschriften Kladderadatsch oder Simplicissimus zu entdecken.)

Dieser, vom politischen Geschehen geprägte Diskurs hinterließ auch seine Spuren in der Darstellungskonvention der deutschen Theaterbühnen, die jedoch vorwiegend ein romantisiertes Japanbild re-produzierten.