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Szene & Horizont. Theaterwissenschaftliche Studien

Die 2017 begründete Reihe bringt Monographien, Sammelbände sowie Editionen zu Themen der Theaterwissenschaft und Medienkultur.

Vollmert, Christina. 2024. Szenen bürgerlicher Festkultur. Theatrale Erfahrungsorte von Geschichte, Nation und Modernisierung um 1900 in Frankfurt am Main. Berlin, Heidelberg: J. B. Metzler.

Am Beispiel der Stadt Frankfurt a.M. untersucht die interdisziplinäre Studie anhand dreier Fallstudien das komplexe Verhältnis zwischen gesellschaftlichen, politischen und medienkulturellen Transformationsprozessen und bürgerlicher Festkultur als Ort sozialer Bedeutungskonstruktion. Von historischen Stadt- und Künstlerfesten über politisch aufgeladene Schützenfeste bis hin zu spektakulären Industrie- und Gewerbeausstellungen werden die untersuchten Feste als theatrale Aufführungen verstanden, die die Veränderungen der Modernisierung um 1900 reflektieren und tiefe Einblicke in die soziokulturellen Umbrüche jener Zeit ermöglichen.
Die Dissertation wurde mit dem Max-Hermann-Dissertationspreis der Gesellschaft für Theatergeschichte 2024 und dem Johann Philipp von Bethmann-Studienpreis 2023 der Historischen Kommission der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet.

Päsler-Ehlen, Sabine. 2024. Krise und Reform als bürgerliches Projekt Institutioneller Wandel der Hoftheater (1780-1880). Heidelberg: J. B. Metzler.

Die Krise und Reform des Theaters wird nicht erst seit den 2000er Jahren kontrovers diskutiert – bereits im 19. Jahrhundert beherrschten Narrative und Aushandlungen um dessen krisenhaften und reformbedürftigen Zustand Diskurse, Ordnungen und Praktiken des Theaters. Die Studie geht der Frage nach, inwiefern das bürgerliche Projekt der Theaterreform nicht zugleich den Krisenmodus des Theaters selbst hervorgebracht hat. Detaillierte Analysen von Theaterreformschriften, Krisenszenarien der Theatergesetzgebung und Reformvorhaben der Regie-, Dramaturgie- und Probenpraxis zeichnen erstmals den institutionellen Wandel der Hoftheater mit einem Fokus auf Karlsruhe zwischen 1780 und 1880 nach.

McClements Wyss, Susan. 2023. Classic-ing on the Australian mainstream stage The place and phenomenon of classic in Australian mainstream theatre 1995-2016. Heidelberg: J. B. Metzler.

This book evaluates classic drama as an active creation. To classic is a complex theatrical practice that animates program choice, casting and staging, audience reception and critical response. Analysis of six distinct examples of pre-determined and self-nominated classic productions on the Australian mainstage is informed by postcolonial theory, specifically the settler dilemma of Indigenous cultural authority. What happens to the political edge of postcolonial aspiration within the status of classic? Close consideration of staging and casting, theatre historical perspectives, and interviews with key artists, expands the concept of classic as a dimension of theatrical and not only of dramatic reception. This book responds to a polarised debate that focused on auteur directors and the relative value of new vs classic plays. Rather than adopting a position, the study undertakes a deeper assessment of the phenomenon and place of the dramatic classic in Australian mainstream theatre.

Probst, Nora. 2023. Objekte, die die Welt bedeuten Carl Niessen und der Denkraum der Theaterwissenschaft. Stuttgart: J. B. Metzler.

Das Buch widmet sich in wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive den Anfängen der Theaterwissenschaft in Köln. Es untersucht die Wissenschaftspraktiken des Kölner Institutsgründers Carl Niessen (1890–1969), der das Fach als Forscher, Dozent, Sammler und Kurator über einen Zeitraum von rund 40 Jahren geprägt hat. Besonderes Augenmerk legt diese erste wissenschaftsgeschichtliche Monografie über Niessen auf dessen erweitertes Theaterverständnis, das den Bogen von rituellen Handlungen und cultural performances bis hin zu den Phänomenen des europäischen Gegenwartstheaters spannte. – Ausgangspunkt der Studie ist das Gebäude des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Theatermuseums am Salierring in Köln. Durch das virtuelle Abschreiten der Museumsräume werden die durch Niessen initiierten Praktiken der frühen Theaterforschung und -lehre kartografiert und vor dem Hintergrund der Fachentwicklung analysiert.

Otto, Ulf. 2020. Das Theater der Elektrizität Technologie und Spektakel im ausgehenden 19. Jahrhundert. Stuttgart: J. B. Metzler.

Das Theater der Moderne gründet sich auf ästhetische Energien. Seit den 1880er Jahren aber sind es elektrische Energien, aus fossilen Brennstoffen in Kraftwerken erzeugt, die im Theater zu zirkulieren beginnen. Installiert wird eine mysteriöse Entität, die noch als Lebenskraft gehandelt wird und schon für Fortschritt durch Technik steht. Mit der Elektrifizierung des Theaters wird Elektroindustrie respektabel und Bühnenkunst modernistisch. Entsorgt werden die Kulissen, die im Scheinwerferlicht nur noch verstaubt erscheinen, und aus der Bildermaschine wird Raumkunst. Doch wichtiger sind die institutionellen Transformationen, die sich in bislang unbeachteten Koalitionen, Kontinuitäten und Konkurrenzen von technischen und ästhetischen Dingen abspielen. Ingenieurswissen, Kontrolltechniken und Versorgungssysteme ändern, wie Theater und Gesellschaft verschaltet sind. Der Interaktionsraum (zwischen-)menschlicher Leiblichkeit des 20. Jahrhunderts entpuppt sich als eine technische Konstellation.

Höller, Miriam. 2020. Traditioneller Fortschritt Das Stuttgarter Hoftheater, die elektrische Moderne und die Großstadt (1851-1912). Stuttgart: J. B. Metzler.

Die Studie über das Stuttgarter Hoftheater denkt Theater und Stadt zur Zeit der Elektrifizierung um 1900 zusammen. Welchen Einfluss hatte die Theatertechnik auf die werdende Großstadt? Wie wurde umgekehrt das Theater durch die Urbanisierung und Technisierung der Stadt geprägt? Die Studie untersucht anhand historischer Quellen diese Wechselbeziehung über die Analyse neuer räumlich-materieller Vernetzungen. Außerdem analysiert sie kollektive Großstadt-Imaginationen, die zwischen 1902 und 1912 bei der Planung eines Theaterneubaus in Stuttgart aufkamen und die insbesondere über die Architektur und Technik des Theaters verhandelt wurden. Zentral war dabei eine Aushandlung im Spannungsfeld von Tradition und Moderne. So zeigt die Studie, dass auch ein Hoftheater fern der Metropolen als Ort der Moderne erfahren werden konnte, und leistet somit am Schnittpunkt von Theater-, Technik-, Stadt- und Kulturgeschichte einen Beitrag zur Erforschung der Vielfalt des deutschen Theaters um 1900.

König, Christiane. 2020. Performative Figuren queerer Männlichkeit Eine Mediengeschichte von Film und Kino in Deutschland bis 1945. Stuttgart: J. B. Metzler.

Die medienkulturgeschichtliche Arbeit ist eine deutsche Kino- und Filmgeschichte von den 1890er Jahren bis 1945 mit Fokus auf queere Männlichkeit. Mit medienwissenschaftlichen Ansätzen zeigt die Studie, wie sich das ‚neue Medium’ Film durch performative Wiederaufführungen spektakulärer Elemente aus den Unterhaltungs- und Wissenskulturen des 19. Jahrhunderts konstituiert. Darin werden Körper, Begehren und Identitäten durch Differenzbildungen ständig remodelliert. Männliche Queerness bedeutet hier folglich nicht Repräsentation männlicher Homosexualität. Vielmehr ist sie dynamisches Ergebnis komplexer medialer Prozesse, in Verknüpfung mit Affekten und (Selbst-)Erkenntnissen auf und vor der Leinwand. Aufbauend auf dem queer-feministischen Konzept der queer performativity von Eve K. Sedgwick, erstellt die Autorin ein historisch situiertes Modell, mit dem sie verschiedene Figuren technisch-anthropomorpher queerer Männlichkeit des Mediums Film im ermächtigenden Sinne nachzeichnet. Die anhand von einzelnen Langfilmen herauspräparierten Figuren sind dabei stets mitbedingt durch Veränderungen der assemblage des Kino-Apparats über die Jahrzehnte bis 1945 sowie durch zeitgenössisch aktuelle Aspekte der Geschlechtergeschichte und der Geschichte der Sexualität in Deutschland.

Bornemann-Quecke, Sandra . 2018. Heilige Szenen Räume und Strategien des Sakralen im Theater der Moderne. Stuttgart: J. B. Metzler.

Die interdisziplinäre Studie untersucht das Wechselspiel von Theater, bildender Kunst und Religion. ‚Das Heilige‘ wird hierbei als ästhetische Wirkungskategorie verstanden. Anhand des Bild- und Quellenmaterials zu Theaterinszenierungen des frühen 20. Jahrhunderts werden künstlerische Strategien zur Hervorbringung heiliger Szenen analysiert. Welche Mechanismen entwickelten unter anderen Max Reinhardt, Bruno Taut und Gustav Wunderwald, um Imaginationsräume und Erfahrungsmomente von Heiligkeit zu eröffnen? Auf kulturhistorischer Ebene wird das mehrdeutige Phänomen des Heiligen in den Austauschprozessen der Moderne verortet. Die Studie führt kunsthistorische, theater- und kulturwissenschaftliche Methoden zusammen.

Taubert, T. Sofie. 2018. Die Szene des Wunderbaren Die Shakespeare-Elfen im Wechselspiel von Musik und Maschine. Stuttgart: J. B. Metzler.

Die theaterwissenschaftliche Studie untersucht die Elfenszenen in musikalischen Adaptionen der Shakespeare-Dramen „The Tempest“ und „A Midsummer Night’s Dream.“ Die Szenen werden unter dem Rubrum des Wunderbaren in ihrer szenischen wie akustischen Umsetzung analysiert. Das Wunderbare, das das Gewohnte irritiert, bildet einen Experimentierraum, in dem technologische, gesellschaftspolitische sowie ästhetische Entwicklungen verhandelt werden. Ausgangspunkt ist die Formierungsphase des preußischen Bürgertums im 19. Jahrhundert. Ausgeweitet wird der Blick auf die transnationalen Beziehungen sowie auf das Nachleben der Elfenbilder im 20. Jahrhundert.

Gerstner, Frederike. 2017. Inszenierte Inbesitznahme: Blackface und Minstrelsy in Berlin um 1900. Stuttgart: J.B. Metzler.

Dieser theatergeschichtliche Band fokussiert neben schwarzen Performances im amerikanischen Minstrelformat erstmals weiße Inszenierungen in der Blackface-Maske. In beiden Fällen funktionierte 'Schwarzsein' als Chiffre, um Handlungsräume in einer weißen Gesellschaft (neu) zu besetzen, zu behaupten oder in Frage zustellen. Anhand einer Fülle zeitgenössischer Theaterkritiken liest die Autorin in den Zwischenräumen einer Kulturgeschichte, in der es komplexe Identitäten einer urbanen Moderne zwischen New York und Berlin auszuhandeln galt. Damit erweitert sie u.a. auch das Bezugssystem der Minstrelforschung um eine transnationale Komponente.

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