Aus theater- und mediengeschichtlicher Perspektive beginnt mit dem »langen 19. Jahrhundert« eine Phase substanzieller Veränderung und permanenter Neudefinition: So werden zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Theater im deutschsprachigen Raum ›seßhaft‹ und werden zu einem substanziellen Teil bürgerlicher Kultur.
Gleichzeitig setzt mit der Gewährung der Gewerbefreiheit im Norddeutschen Bund 1869 bzw. mit der sog. Reichsgründung 1871 eine Kommerzialisierung des Theaters ein, durch die eine vielfältige Theaterlandschaft entsteht, die wesentlichen Anteil an der Herausbildung einer metropolitanen Kultur hat.
Einer der Hauptvertreter dieser Strömung ist Max Reinhardt (1873-1943), dessen Wirken als Regisseur und Theaterleiter oftmals mit der Entstehung des modernen Regietheaters verbunden wird.
Auf vielfältige Weise lassen sich an der Theatergeschichte dieses Abschnitts aber auch das Entstehen hegemonialer Strukturen ablesen, sowohl im Bereich der Jüdischen Geschichte als auch mit Blick auf den einsetzen Kolonialismus.